Archiv für Januar 2011
Deutsch-Österreichisches W3C Büro eröffnet bei der DFKI
Das Deutsch-Österreichische Büro des World Wide Web Consortuims (W3C) ist umgezogen. Nach fast 2 Jahren an der Fachhochschule Potsdam wird das Büro künftig beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) geführt. Aus diesem Anlass veranstalten W3C und DFKI am 10.2.2011 eine Konferenz in Berlin. Als Sprecher werden u.a. Prof. Dr. Wolfgang Wahlster (Vorsitzender der Geschäftsführung DFKI) und Dr. Jeff Jaffe (CEO W3C) erwartet.
ISOC unterstützt W3C bei der Erarbeitung offener Standards für das WWW mit 2,5Mio US$ in den Jahren 2009-2011. Mehr zu W3C und ISOC.
Top, Flop oder Bauernfängerei?
Seit letztem Freitag steht er zum Download bereit: X-Pire, der Radiergummi fürs Internet – naja ein erster Schritt dazu. Aber schon das Bild vom Radiergummi ist schief: im Internet sind weniger die nicht mehr geliebten Dokumente das Problem sondern die Kopien! „Digitaler Radiergummi“ ist ein Begriff, den die Politik – in diesem Fall Bundesinnenminister Thomas de Maizière – medienwirksam erfunden hat.
Aber das ist den Autoren unter Leitung von Prof. Dr. Michael Backes, dem Projektleiter von X-Pire, natürlich auch klar. Und so ist X-Pire eher ein Selbstvernichtungsmechanismus. Die Idee: alle mit einem Verfallsdatum versehenen Dokumente werden so verschlüsselt, dass sie nur gemeinsam mit ihrem Schlüssel geöffnet werden können. Wird das Dokument kopiert, so benötigt auch die Kopie den Schlüssel. Am vereinbarten Datum wird der Schlüssel vernichtet – und weder das Dokument noch seine Kopien können weiter gelesen werden. So weit das Konzept.
Nicht unerheblich allerdings was Kritiker anmerken – und die technisch orientierte Presse ist überwiegend kritisch:
- die Annahme, dass Kopien verschlüsselt sind, ist eher wirklichkeitsfremd. Ein simpler screen shot reicht zum anfertigen einer unverschlüsselten Kopie,
- die Bilder, die die Privatsphäre bedrohen – ausgelutschtes Beispiel: alte Partybilder auf Facebook – , haben meist andere aufgenommen und ins Netz gestellt. X-pire attackiert also ein Problem, das so kaum existiert,
- der Schlüssel ist unzureichend gegen kopieren geschützt,
- der Zugriff auf den Schlüssel legt eine neue – eigentlich überflüssige – Datenspur im Internet,
- das zum Schutz vor automatischem Schlüsselkopieren eingesetzte Captcha-Verfahren behindert im wesentlichen den Benutzer und nicht wirklich den Angreifer,
- …
So bewegen sich die Beurteilungen zwischen „Höchster Datenschutz made in Deutschland“ (Aigner) und „Zum Vergessen“ (Kontrapunkt auf Netzpolitik.org). Während Hartmut Danisch in einem recht breiten Artikel das Verfahren akribisch seziert, ist Andy Müller-Maghun vom Chaos Computer Club ironisch distanziert staatsmännisch: „Ich möchte nur ungern eine technische Lösung abnicken, die bei Leuten nicht greift, die es nicht gut meinen.“
Auf jeden Fall ist Prof. Backes eins gelungen: er hat reichlich Aufmerksamkeit erregt. Und immerhin hat sich inzwischen die Scheer Group GmbH an der X-pire GmbH beteiligt Ob das alles reicht, um auch nur einen kleinen Teil der „99 Prozent der Bevölkerung“, für die das Produkt laut Backes sinnvoll ist, zu überzeugen, ist fraglich. Immerhin will die Firma X-Pire für die Nutzung stolze 24€(-1¢) pro Jahr.
ISOC und ISOC.DE laden zur INET-Konferenz nach Frankfurt ein
Unter dem Thema „Das Wachstum des Internet sichern“ veranstaltet die Internet Society (ISOC) am 23. Februar eine ihrer INET-Konferenzen in Frankfurt. ISOC erwartet etwa 200 bis 250 Internet Interessenten, um Herausforderungen, Chancen und Bedrohungen für das Internet zu diskutieren. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Stabilität, Offenheit und Vertrauen im Internet gesichert werden können.
Am Vormittag ist generellen Zukunftsfragen des Internets gewidmet. Aktuelle und zukünftige technische, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen für das globale Internet werden angesprochen, insbesondere einige der wichtigsten Sicherheitsprobleme. Im Fokus stehen die Prinzipien, auf denen das Internet beruht, und wie diese von den Akteuren (in Politik, Unternehmen, Zivilgesellschaft) berücksichtigt werden sollten, um das Wachstum und die Zukunft des Internets zu gewährleisten.
Der Nachmittag ist speziell den Themen Vertrauen und Datenschutz gewidmet.
Datenschutz im Internet ist ein komplexes und facettenreiches Thema, das technische und soziale Dimensionen umfasst. „Netz-Vertrauen“ („Network-Confidence“) wiederum ist ein Begriff, der umschreibt, dass ein vertrauenswürdiges Internet, Kanäle für sichere, zuverlässige, private Kommunikation zwischen Personen und Organisationen bieten muss. Die Kommunikationspartner müssen sich eindeutig, in einer für beide Seiten zu verstehenden Weise authentifizieren können.
Mehr Informationen, Programm und Anmeldung stellt die ISOC bereit. Die Konferenz wird mit Unterstützung durch ISOC.DE organisiert und findet im InterContinental Frankfurt statt.