ISOC.DE Historie
Zur Rolle der Internet Society
Von Klaus Birkenbihl (Klaus.Birkenbihl@isoc.de), Stand: 01. August 1998
Zuwachsraten von mehr als 100% pro Jahr seit 15 Jahren. Aber: Wer kümmert sich ums Internet? 1992 gründete eine Gruppe um den Internet-Erfinder Vint Cerf die Internet Society (ISOC). In einer zunehmend von Markt und Wettbewerb geprägten Umgebung schafft die ISOC die Voraussetzung für den Fortbestand und Zusammenhalt des Internet. Seit 1995 bildet die ebenfalls 1992 gegründete Deutsche Interessengemeinschaft Internet (DIGI e.V.) eine deutsche Sektion der ISOC.
Für den normalen Nutzer ist Internet einfach da. Er zahlt an T-Online, AOL oder einen anderen Service Provider seine Gebühren und hofft, daß dieser dafür sorgt, daß es funktioniert. Aber der Provider – auch wenn er AOL oder Telekom heißt – betreut und steuert nur einen kleinen Teil dessen, was Internet ausmacht. Und das ist nicht nur Technik. Internet ist ein wichtiger Teil der Infrastruktur für die globale Informationsgesellschaft. Internet ist ein Wirtschaftsfaktor und ein Politikum, dessen weitere Entwicklung und Regulierung unser aller Leben entscheidend beeinflussen wird.
Zunächst kaum sichtbar in dem Staub, den die Auseinandersetzung der Internetgiganten Microsoft, Netscape, Oracle, IBM, CISCO und anderen aufwirbelt, hat sich die Internet Society die Aufgabe gestellt, die technische, politische und kulturelle Zukunft des Internets zu gestalten und weiterzuentwickeln. Die Internet Society definiert sich als die internationale Organisation, die die globale Kooperation und Koordination für das Internet, seine Techniken und Anwendungen betreibt.
Mitglied der Internet Society kann jeder werden, der sich für die weitere Entwicklung des Internets interessiert. Auf Konferenzen und in technischen und politischen Gremien und bieten sich international und national viele Möglichkeiten Einfluß zu nehmen. Individuelle Mitglieder, die die Zukunft des Mediums mitgestalten wollen sind ebenso willkommen, wie Firmen, die Internet als moderne Technologie für ihre Zwecke nutzen oder anbieten.
Technik und Administration
Die Standards für die Kommunikation im Internet werden in der Internet Engineering Task Force (IETF) festgelegt. Mehr als 80 Arbeitsgruppen in 8 Arbeitsgebieten sind jeweils bestimmten technischen Themen gewidmet. In drei großen Meetings pro Jahr mit oft über 1500 Teilnehmern und mit allen Kommunikationsmitteln, die das Internet bietet, leistet die IETF ihre Arbeit.
Die zentralen Ressourcen des Internet wie Namen, Adressen und Protokollparameter verwaltet zur Zeit noch die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) unter Leitung von Jon Postel im Auftrag der ISOC und des Federal Network Council (FNC) der USA. Zur Zeit ist die ISOC intensiv im Rahmen eines weltweiten Prozesses, dem Internationalen Forum on the White Paper (IFWP), in die in die Neustrukturierung der Verwaltung dieser Ressourcen involviert.
Kommunikation
Ihrem Auftrag zur Verbreitung und Weiterentwicklung der Internet-Idee kommt die ISOC in verschiedenen Konferenzen nach, deren größte, die INET jeweils im Sommer abwechselnd in verschiedenen Kontinenten stattfindet. Pionierarbeit wird bei diesen Konferenzen in speziellen Workshops geleistet. So hat der Workshop für Entwicklungs- und Schwellenländer sicher entscheidenden Anteil daran, daß es heute kaum noch ein Land auf der Welt ohne Zugang zum Internet gibt. Weitere Kernthemen der INET sind neben technischen Neuerungen, neuen Anwendungen und Einsatzgebieten Fragen politischer Regulierung und gesellschaftlicher Auswirkungen der Technologie.
Zur Kryptografiedebatte, zur Frage nach erlaubten Inhalten und zum freien und sicheren Fluß von Informationen über das Internet, bezieht die Internet Society deutlich Stellung für ihre Mitglieder.
Internationalisierung
Die Feststellung, daß das Internet überwiegend eine US-Veranstaltung sei, ist sicher nicht ganz falsch. Aber das ändert sich. Inzwischen weist das Internet außerhalb der USA ein größeres Wachstum auf, als in den USA selbst. Innerhalb der Internet Society bieten regionale “Chapters” die Möglichkeit, in ihrem Bereich Einfluß auf die Entwicklung zu nehmen. Viele dieser Gruppen sind noch im Aufbau, so daß sich ihre Wirksamkeit erst in einigen Jahren zeigen wird. Ein Teil der europäischen Chapters hat sich kürzlich zur Koordination ihrer Aktivitäten und zur besseren Darstellung der Interessen gegenüber der EU zu einem Kreis ISOC-ECC (ISOC european Coordination Council) zusammengeschlossen.
DIGI e.V. und ISOC.DE
In Deutschland, wo das Internet bis in die 90er Jahre aus verschiedenen Gründen kaum Akzeptanz fand und schlecht organisiert war, hat sich 1992 – zeitgleich mit der Internet Society – die Deutsche Interessengemeinschaft Internet (DIGI e.V.) gegründet, um die Bedingungen für eine Ausbreitung des Internets in Deutschland zu verbessern. Die Einrichtung eines nationalen Network Information Centers (DENIC), zur Verwaltung von Adressen und Namen auf nationaler Ebene, gehörte ebenso zu den Zielen, wie die technische und politische Diskussion über das Internet speziell in Deutschland.
1995 wurde DIGI e.V. als “German Chapter” der Internet Society von ISOC anerkannt. Seitdem firmiert DIGI e.V. unter dem Kürzel und der Internet Domaine ISOC.DE e.V. Ebenso wie die globale ISOC positioniert sich ISOC.DE zu organisatorischen, technischen und politischen Themen im Interesse der Fortentwicklung des Internet.
Zu Themen wie der DENIC, die die .de Top-Level-Domain verwaltet, zur Kryptografiedebatte in Deutschland, Internet und Zensur und zu Strukturfragen des Internet in Deutschland bezieht ISOC.DE klare Positionen. Auf der jährlichen Konferenz, der Opennet, die dieses Jahr zum 7. mal vom 9.-11.11.97 in Potsdam stattfinden wird, gibt es ausführlich Gelegenheit zur Diskussion und Information aus erster Hand. Mit der Ausrichtung IETF-meetings im August ’97 in München hat ISOC.DE auch internationale Sichtbarkeit erlangt.
Repräsentativ?
Mit gerade mal 6000 Mitgliedern weltweit und 250 in Deutschland steht die ISOC sicher noch am Anfang ihrer Arbeit. So kann der Anspruch, für die Internetgemeinde zu sprechen sicher nicht aus der Mitgliederzahl begründet werden. Heute ist es eher der in der ISOC versammelte Sachverstand, die effiziente Art, zu Standards zu kommen und die absolute Firmenneutralität, die das Gewicht von ISOC ausmacht. Aber das ändert sich. Immer mehr Firmen entdecken das Internet als wichtiges Geschäftsfeld, in dem man auch technische und organisatorische Kompetenz zeigen sollte. Und der Wunsch dieser Firmen, das Internet mit proprietären Standards zu überziehen, ist nicht zu übersehen. Auch der politische Druck, durch Regulierung das Internet zu beschneiden, nimmt zu. Die Internet Society steht also vor der dringenden Aufgabe, sich eine solide Mitgliederbasis zuzulegen. Nur so kann das Ziel, maßgeblich die Entwicklung eines offenen Internet mit zu bestimmen, erreicht werden.
URLs:
- ISOC: http://www.isoc.org/
- ISOC.DE: https://www.isoc.de/
- IETF: http://www.ietf.org/
- ICANN: http://www.icann.org/
- DENIC: http://www.denic.de/