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Mitgliederversammlung wählt Vorstand und Präsidium
Bei der jährlichen Mitgliederversammlung am 8. Dezember 2023 des ISOC.DE e.V. fanden neben dem bewährten Update zu den Vereinsaktivitäten im abgelaufenen Jahr die Neuwahlen zum Vorstand und Präsidium statt. Auf der digitalen Versammlung wurde Katrin Ohlmer als Vorstandsvorsitzende bestätigt und wird weiterhin die Geschicke des Vereins leiten. Jan Mönikes wurde ebenfalls wiedergewählt und wird weiterhin als Schatzmeister für die finanziellen Angelegenheiten des Vereins verantwortlich sein. Des Weiteren wurden Hans Peter Dittler und Peter Koch als stellvertretende Vorsitzende wiedergewählt. Neu in das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde Stefan Fischer, der Jonas Jaczek ersetzen wird.
Das Präsidium aus Klaus Birkenbihl, Enno de Vries, MdB Manuel Höferlin, Dirk Krischenowski, Prof. Michael Rotert, Carsten Schiefner, Gerd Sokolies und Rüdiger Volk wurde durch die Mitgliederversammlung bestätigt.
Die Wiederwahl und Neuwahl der Vorstandsmitglieder und des Präsidiums zeigen das Vertrauen und die Anerkennung der Mitglieder von ISOC.DE e.V. in ihre Arbeit. Mit ihrer Expertise und ihrem Engagement werden sie den Verein weiter voranbringen, er kann somit seine Mission fortsetzen, sich für ein offenes, transparentes und sicheres Internet einzusetzen.
An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an Jonas Jaczek für sein Engagement im Vorstand in den vergangenen Jahren ebenso wie an Klaus Birkenbihl für die erneute professionelle Leitung des ISOC-Büros.
Chapter-Austausch zu Encryption auf ICANN-Konferenz
Auf der ICANN-Konferenz in Hamburg konnten wir als deutsches ISOC-Chapter nach vielen Jahren Corona-bedingter Pause die Tradition des Austauschs mit anderen Chaptern wieder aufleben. Am Dienstag, den 24. Oktober 2023, luden wir – unterstützt durch ISOC org – daher zu einem Empfang in das Hamburger CCH ein. Über 110 Teilnehmende folgten unserer Einladung, neben ISOC-Mitgliedern auch ISOC- und ICANN-Board-Mitglieder. Neben dem persönlichen Austausch stand die Bedeutung von Verschlüsselung in der heutigen digitalen Welt im Fokus des Abends, als thematische Fortsetzung des Global Encryption Day 2023.
Katrin Ohlmer startete mit einem herzlichen Willlkommen, einer Vorstellung des deutschen Chapters, seines Themenfokus für 2023 und seiner Mitgliederstruktur in den Abend. Die ISOC-Board-Mitglieder Barry Leiba und Caleb Ogundele baten um Teilnahme an der aktuellen Umfrage zur strategischen Ausrichtung von ISOC für 2024, die direkt viele der Teilnehmenden online beantworteten. Im Anschluß stellte Hans-Peter Dittler die Aktivitäten des deutschen Chapters im Bereich Encryption vor, und beantwortete die Nachfragen aus dem Publikum. Anschließend nutzen einige Chapter-Mitglieder die Gelegenheit, den Teilnehmenden ihre Aktivitäten im Bereich Encryption kurz vorzustellen. Beim anschließenden Get-Together konnten die individuellen Erfahrungen ausgetauscht und weiter vertieft werden.
Insgesamt war die Veranstaltung in Hamburg im Oktober 2023 ein großer Erfolg. Die teilnehmenden ISOC-Mitglieder hatten die Möglichkeit, sich über das Thema Encryption auszutauschen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Die Veranstaltung war informativ, unterhaltsam und hat sicherlich dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Bedeutung von Verschlüsselung zu stärken.
Wir freuen uns auf eine Fortsetzung auf einem der kommenden ICANN-Meetings!
Splinternet und kritische Infrastrukturen: Einblicke aus der Ukraine und Folgerungen für Deutschland
Die jüngsten Ereignisse in der Ukraine haben die Welt in Atem gehalten und uns eine wichtige Lektion erteilt: Die digitale Infrastruktur ist ein entscheidender Faktor in der modernen Gesellschaft und kann in Krisenzeiten zum Zentrum des Geschehens werden.
Bei einer am 7.6.2023 von ISOC.de veranstalteten Diskussionsveranstaltung mit Aktiven des Vereins teilte René Fichtmüller, Mitarbeiter von Flexoptix und Vorstandsvorsitzender der Global NOG Alliance, die die Initiative “Keep Ukraine Connected” betreibt, seine Erfahrungen und Einsichten aus erster Hand. Beruflich zurzeit im Königreich Bhutan tätig, berichtete er zwei Stunden lang von seinen Erfahrungen im Rahmen des Projektes, das unter https://nogalliance.org/our-task-forces/keep-ukraine-connected/ weiter um Unterstützung wirbt.
Unter der Leitung von Katrin Ohlmer, der Vorsitzenden von ISOC.de, eröffnete er einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, denen sich die Ukraine gegenübersieht. Fichtmüller berichtete von seinen Reisen in die Ukraine, bei denen er half, mehr als 3 Millionen Dollar an technischer Ausrüstung zu liefern, um die digitale Infrastruktur des Landes zu stärken und die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Seine Erfahrungen und Einblicke aus der Ukraine bestätigten in der regen Diskussion einige wesentliche Erkenntnisse, die auch für Deutschland und andere Länder von Bedeutung sind:
Bedeutung der digitalen Infrastruktur: Die Erfahrungen in der Ukraine unterstreichen die entscheidende Rolle, die die digitale Infrastruktur in einer modernen Gesellschaft spielt. Sie ist nicht nur im Alltag von Unternehmen und Regierungen unerlässlich, sondern auch für die Aufrechterhaltung der Kommunikation in Krisenzeiten. In Deutschland sollte daher ein besonderer Fokus auf den Schutz und die Stärkung der digitalen Infrastruktur gelegt werden. Denn Krieg ist nicht das einzige Krisen-Szenario, das Vorbereitung erfordert.
Bereitschaft für Krisensituationen: Die Ereignisse in der Ukraine zeigen, wie schnell und tiefgreifend eine Krise die digitale Infrastruktur beeinträchtigen kann. Deutschland sollte sich auf solche Szenarien vorbereiten, indem es Notfallpläne erstellt und diese auch regelmäßig überprüft und aktualisiert. Diese Pläne sollten Maßnahmen zur Wiederherstellung der digitalen Infrastruktur im Falle eines Ausfalls enthalten.
Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit: Die Arbeit von Fichtmüller und der Globalen NOG-Allianz in der Ukraine zeigt, wie wichtig Solidarität und internationale Zusammenarbeit in Krisenzeiten sind. Deutschland sollte seine Bemühungen zur internationalen Zusammenarbeit in Bereichen wie Cybersecurity und digitaler Infrastruktur verstärken.
Bewusstsein für Cyberbedrohungen: Die Diskussionen über Cyberangriffe in der Ukraine unterstreichen die Notwendigkeit, das Bewusstsein für solche Bedrohungslagen zu erhöhen. In Deutschland sollten Unternehmen, Regierungen und Einzelpersonen ermutigt werden, ihre Kenntnisse über Cyberbedrohungen zu verbessern und Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Cyber-Resilienz zu ergreifen.
Bedeutung der Neutralität im Netz: Die Diskussion über die Entscheidung von ICANN, die russische Domain nicht vom Netz zu nehmen, hat Fragen zur Neutralität im Netz aufgeworfen. Fichtmüller betonte – bei aller Solidarität mit der Ukraine – die Bedeutung der Neutralität des Netzes und wie wichtig es wäre, Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu schützen.
Die Veranstaltung bot einen wertvollen Einblick in die Realität des Ukraine-Konfliktes und der Herausforderungen, die mit der Aufrechterhaltung der digitalen Infrastruktur in Kriegszeiten verbunden sind. Sie unterstrich die Bedeutung der Arbeit von Organisationen wie ISOC und der Initiative “Keep Ukraine Connected”, die sich dafür einsetzen, die digitale Konnektivität in Krisenzeiten aufrechtzuerhalten.
Katrin Ohlmer: „Die Erkenntnisse aus der Ukraine sind nicht nur für das Land selbst relevant, sondern auch für andere Länder wie Deutschland, in denen kein Krieg ist. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, die digitale Infrastruktur zu schützen, sich auf alle Arten von Krisen weitsichtig vorzubereiten, das Bewusstsein für Cyberbedrohungen zu erhöhen und die Neutralität im Netz zu schützen. Wir müssen die Lektionen aus der Ukraine ernst nehmen und Maßnahmen ergreifen, um unsere digitale Infrastruktur zu stärken und uns auf mögliche Krisen vorzubereiten. Nur so können wir sicherstellen, dass wir in der Lage sind, den Herausforderungen auch für die digitale Welt zu begegnen und unsere Gesellschaften zu schützen.“
Wir bedanken uns bei René Fichtmüller für seine spannenden und persönlichen Einblicke, und freuen uns darauf, die Diskussion zu vertiefen. Wer die Initiative “Keep Ukraine connected” unterstützen möchte, kann René und sein Team hier erreichen: https://nogalliance.org/our-task-forces/keep-ukraine-connected/
Für weitere Informationen, und um an zukünftigen Veranstaltungen teilzunehmen, besuchen Sie bitte unsere Website.
Rückblick vom Kaminabend “Internet Governance”
Am 9. Februar 2022 trafen sich interessierte ISOC.DE-Mitglieder beim virtuellen Kaminabend zum Thema „Internet Governance“, um im Rahmen dessen die gewonnenen Eindrücke vom letztjährigen Internet Governance Forum (IGF) in Kattowitz auszutauschen und zu diskutieren.
Nach einer kurzen Einführung ins Thema, die u.a. die Entstehungsgeschichte des IGF und die Multistakeholder Advisory Group (MAG) als dessen wesentliches thematisches Steuerungsorgan beleuchtete, wurde die enge Einbindung und die durchaus deutlich akzentsetzende Rolle der Gastgeberländer diskutiert. Weiterhin wurden die regionalen und nationalen IGF-Initiativen angesprochen – so z.B. der europäische Euro-DIG oder das deutsche IGF-D – sowie deren Verzahnung mit dem globalen IGF.
Vom IGF 2021 in Kattowitz haben die Teilnehmer unter den ISOC.DE-Mitgliedern als wesentliche Erkenntnisse Folgendes mitgenommen:
- Viele Gremien, viele Themen
- Im IGF werden keine Entscheidungen getroffen werden, eine Entscheidungsfindung wird durch das IGF vielmehr ermöglicht durch den dort stattfindenden Erkenntnisgewinn – dies wurde als positiv wahrgenommen
- Ein starker Fokus lag auf Aspekten wie „Menschenrechte der Nutzer“ oder „Demokratische Prinzipien bilden Grundlage für das Internet“
- Als weniger wünschenswerte Entwicklung entstand der Eindruck, dass die Lokalisierung des IGF-Prozesses insgesamt zu einer Atomisierung führt in zweierlei Hinsicht: Zum einen konkurrieren die regionalen bzw. nationalen IGFs mit dem globale IGF um Aufmerksamkeit, zum anderen sorgt die sehr breite Themenvielfalt bis hin zu KI, Nachhaltigkeit & Co. dafür, dass die eigentliche Internet Governance an sich zunehmend weniger im Fokus steht.
Die unter einem sich dafür anbietenden Motto „Make IGF Internet again“ stehende erneute Hinwendung zu Themen mit deutlich stärkerem Bezug zu klassischer Internet Governance wurde begrüßt.
ISOC.DE-Mitglied Manuel Höferlin steuerte ferner seine Sicht als Bundestagsabgeordneter bei auf die spezielle Relevanz des gesamten IGF-Prozesses gerade auch für Parlamentarier weltweit. Die Teilnahme von Regierungsvertretern am IGF ist wichtig, gewünscht und soll deswegen beibehalten und nach Möglichkeit ausgebaut werden. Da aber Regierungen nicht auch die Parlamente vertreten können und sollen, sondern von letzteren idealerweise beaufsichtigt werden, ist die IGF-Teilnahme gerade auch für Parlamentarier – auch die der Opposition – enorm wichtig.
Aus seiner Sicht ist es – gerade, weil viel national reguliert wird – gewinnbringend, politische Stakeholder anderer Länder zu treffen und zu hören, was z.B. bzgl. entsprechender Gesetzgebung in diesen Ländern passiert. Parlamentarier sind aus dieser Perspektive – wie alle anderen IGF-Teilnehmer auch – Internetnutzer mit verschiedener Herkunft und verschiedenem Hintergrund, die sich treffen und austauschen und so voneinander lernen. Manuel Höferlin schließt mit dem Wunsch nach einem regelmäßigen unterjährigen Austausch zwischen Parlamentariern, welcher aber als aktuelle Baustelle der IGF-Parlamentarier formalisiert und vorbereitet werden müsste.
Der Kaminabend schließt mit dem Hinweis, dass das zum Jahresende anstehende globale IGF im äthiopischen Addis Abeba stattfinden soll.