Archive for the ‘IETF’ Category
87. IETF in Berlin
Genau 16 Jahre sind vergangen, seit die IETF zum letzten Mal Deutschland besucht hat. Seit gestern treffen die bisher nahezu 1500 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus fast 90 Ländern ein und haben heute mit ihrer Arbeit begonnen. Die Zahl der Teilnehmer übertrifft alle IETF-Meetings der letzten acht Jahre und bei den Herkunftsländern der Teilnehemer stellt diese IETF einen neuen Rekord auf. – Berlin ist anscheinend auch für Techniker ein interessantes Reiseziel –
Ein Auflisten der einzelnen Arbeitsgruppen oder der zu behandelnden Dokumente in den Arbeitssitzungen der nächsten Tage würde diesen Beitrag sprengen. Die Entwicklung des Internet und der dazu notwendigen Protokolle ist noch lange nicht beendet, gerade im Bereich der Sicherheit und beim Schutz persönlicher Daten warten noch viele offene Fragen auf Antwort. Die Woche in Belin ist angefüllt mit Arbeitstreffen, wer sich für da Programm interessiert oder sich noch schnell anmelden will, findet Einzelheiten unter www.ietf.org.
Besonders erfreulich ist die große Zahl an Erstbesuchern aus Deutschland, von denen hoffentlich einige sich auch zu einer dauerhaften Mitarbeit bei der Protokollentwicklung im Rahmen der IETF entschließen.
Netzneutralität und die neuen DSL-Tarife der Telekom AG
Es verletzt keineswegs die Netzneutralität, wenn die Telekom ab einem bestimmten monatlichen Datenvolumen die Übertragungsrate bis nahezu zur Unbrauchbarkeit reduziert. Das ist ihr gutes Recht, es ist auch keineswegs unfair, denn für mehr Verbrauch mehr zu berechnen, ist eine gängige und akzeptable Praxis.
Tim Berners Lee, der Erfinder des World Wide Web, hat Netzneutralität einmal so definiert: “If I pay to connect to the Net with a certain quality of service, and you pay to connect with that or greater quality of service, then we can communicate at that level.” (“Wenn ich zahle, um mich mit dem Netz mit einer gewissen Qualität des Dienstes zu verbinden, und Du zahlst, um Dich mit der gleichen oder einer besseren Qualität des Dienstes zu verbinden, dann können wir mit dieser Qualität kommunizieren.”). Netzneutralität heißt also, dass, nachdem eine Qualität vereinbart ist, es keine Rolle mehr spielt, wer mit wem – oder welchem Dienst – kommuniziert; das Netz sollte bezüglich der vereinbarten Dienstgüte neutral sein. Ist das bei den neuen DSL-Tarifen der Telekom der Fall? Read the rest of this entry »
“Wer macht das Internet?” findet großes Interesse
Über 50 Teilnehmer nahmen an der Veranstaltung “Wer macht das Internet?” der ISOC.DE teil. Es ging um die Frage, in welchem Rahmen die Entwicklung neuer Standards – aber damit auch neuer Funktionen und Regeln – für das Internet stattfinden sollte. Gleich in seiner Eröffnungsrede erteilte Hans-Joachim Otto, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, allen Versuchen, das Internet unter stärkere politische und staatliche Kontrolle (z.B. durch die ITU) zu bringen, eine Absage. Die Bundesregierung setze sich international für ein freies und Offenes Internet ein.
Stefan Krempl hat im Heise Newsticker einen recht ausführlichen Bericht über die Veranstaltung veröffentlicht. ISOC.DE wird alle verfügbaren Dokumente zur Veranstaltung in den nächsten Tagen auf der Veranstaltungsseite online stellen.
[Update 19.4.2013]: Einen ebenfalls sehr lesenswerten Artikel über die Veranstaltung (in Englisch) hat Monika Ermert auf IPWatch veröffentlicht.
Diskutieren Sie mit: “Wer Macht das Internet?”
Im Juli-August trifft sich die IETF in Berlin. Das nimmt ISOC.DE zum Anlass ein Informations- und Vorbereitungstreffen am 17.04.2013 im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin zu veranstalten. Auf diesem Treffen sollen die Frage diskutiert werden, wer eigentlich tatsächlich das Internet “macht” und wem damit welche “Macht” zuwächst.
Alle Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es auf der Veranstaltungsseite.
WCIT Nachlese im BMWi
Wie bekannt endete die WCIT 2012 der International Telecommunication Union (ITU) mit einem recht unbefriedigendem Ergebnis. Während 89 Staaten ein Abkommen für eine neue International Telecommunication Regulations (ITR) unterzeichneten, verweigerten 55 Staaten, darunter die Bundesrepublik Deutschland, die Unterschrift. Zu recht, wie ISOC meint.
Gestern fand im Wirtschaftsministerium eine Nachlese statt. Eingeladen waren viele Firmen und Gruppen, die an der Meinungsbildung der deutschen WCIT-Delegation beteiligt waren. MR Peter Voß (BMWi) wertete in seiner Einladung den Multistakeholderprozess, den das Ministerium zur Entwicklung der Deutschen Position gewählt hatte als erfolgreich. Überwiegend begrüßten die Anwesenden aus etwa 20 Organisationen die Entscheidung, die neuen ITRs nicht zu unterschreiben. Die Konsequenzen (hauptsächlich die Notwendigkeit weiter auf Basis der alten ITRs arbeiten zu müssen) scheinen handhabbar. Auf der anderen Seite wurde die neue ITR als unklar und konfliktträchtig angesehen. Insbesondere Zusatzerklärungen, die einige Staaten zu den neuen Artikeln 5A (Sicherheit und Robustheit von Netzen) und 5B (Unerwünschte elektronische Kommunikation) abgegeben haben, geben Grund zur Annahme, dass diese Artikel vielfach als Rechtfertigung für Eingriffe in die Kommunikations- und Meinungsfreiheit genutzt werden sollen.
Fazit: die Diskussion wird weitergehen. Eine Annäherung der Multistakeholder-Organisationen IETF, ICANN u.a., die das Internet heute recht erfolgreich betreiben, und der ITU, als die UN-Agentur für Informations- und Telekomminukations-Technologie, ist unerlässlich für eine gute Zukunft des Internet. Erste Schritte wurden unternommen, jedoch gilt es, noch viele offene Probleme zu lösen.