Ein Stück Netzneutralität prüfen
Eine elementare Erwartung an einen Internet Service Provider ist, dass er Datenpakete ohne Diskriminierung überträgt. Das ist Bestandteil der viel diskutierten Netzneutralität. Dass dies aber nicht immer gegeben ist, haben viele Benutzer schon erfahren, auf deren Mobilgerät oder Computer bestimmte Dienste nicht erreichbar waren. Häufig betroffen hiervon sind Skype, SIP (Internet Telefonie), Whatsapp, oder Bittorrent. Diese Dienste kann der der Internet Provider dadurch sperren, dass er für diese Dienste bestimmte Pakete einfach nicht weiterleitet. dafür gibt es hauptsächlich zwei technische Verfahren:
- Internetdiensten sind oft eine oder mehrere Portnummern zugeordnet. So werden zum Beispiel die meisten Webserver auf Port 80 angesprochen. Würde jetzt ein Internet Provider Pakete, die an einen Port 80 gehen nicht mehr weiterleiten, wären für seine Kunden die meisten Webseiten gesperrt.
- Durch prüfen des Paketinhalts kann oft entschieden werden, zu welchem Dienst das Paket gehört. So deutet z.B. ein HTTP-Kopf in einem Paket darauf hin, dass es sich um einen Webdienst handelt. Die Technik Pakete auf Basis ihres Inhalts zu filtern, wird Deep Packet Inspection (DPI) genannt.
Hier setzt ein Projekt ein, das unsere Kollegen vom niederländischen Chapter gemeinsam mit dem Bangladesh-Dhaka Chapter der Internet Society Anfang 2013 veröffentlicht haben. Eine – derzeit nur auf Android 3+ verfügbare – App überprüft ob Pakete für die Dienste Skype, SIP (Internet Telefonie), Whatsapp, oder Bittorrent weitergeleitet werden. Ist dies nicht der Fall so zeigt die App einen roten Knopf mit der Aufschrift “not ok”. Sie bietet an eine E-Mail-Adresse zu hinterlassen, an die die Entwickler die Resultate weiterer Untersuchungen schicken können. Denn nicht immer ist ein nicht angekommenes Paket durch eine Blockade des Internet Providers verursacht. Ein entsprechend konfigurierter Firewall kann Ähnliches leisten.
Außer im heimischen Netz könnte die App auch in offenen WLANs unterwegs gute Dienste leisten. Bisher verzeichnet Googleplay mehr als 500 Installationen. Und so hat die App verschiedene Verletzungen der Netzneutralität durch Internet Service Provider entdeckt und dokumentiert. Dennoch macht die App noch den Eindruck eines Prototypen:
- Trotz der eigentlich einfachen Funktion ist die App etwas umständlich benutzbar und sehr zurückhaltend beim Bericht der Ergebnisse.
- Auch die Projekt-Website, die unter anderem Statistiken veröffentlicht wirkt knapp und rudimentär.
Das Projekt wurde gefördert mit zwei Internet Society Community Grant. Geht man davon aus, dass ein Grant einmal gerade 10.000$ umfasst, ist das Projektergebniss großartig. Es wäre jedoch eine tolle Sache, wenn die Internet Society Mittel bereitstellte, um aus dem Prototypen einen Dienst zu entwickeln. Dazu würde gehören:
- eine Revision der APP
- bessere Benutzbarkeit
- detailliertere Ergebnisse
- frei wählbare Ports
- Konfiguration der Detaillierung der Ergebnisse, default Ports …
- Versionen für weitere Betriebssysteme (Windows, IOS, …)
- eine bessere Dokumentation auf der Website, Erklärungen für Laien was passiert
- flexiblere Abfragen der Statistik-Datenbank
- eine besser erreichbarer, stabiler Server
- Personal für den Dienstbetrieb
Diese Maßnahmen könnten helfen, eine breitere Akzeptanz für den Dienst und ein besseres Verständnis von Netzneutralität zu fördern.
Eine von den Entwicklern vorgeschlagene Erweiterung der Funktionalität besteht in der Analyse der Routen und des Verkerhrs in Entwicklungsländern. Hier könnte das Projekt Engpässe und möglivche Verbesserungen durch die Einrichtung von Internet Exchange Points aufzeigen.